Die unsichtbare Gegenwart Jesu – Der Geist der Wahrheit
Viele Christen kennen die Lehre von der Trinität: Vater, Sohn und Heiliger Geist als drei göttliche Personen oder drei Wesen in einer Person. Doch was, wenn wir die Worte Jesu selbst lesen? Würden wir dasselbe Bild erkennen? Die Bibel zeigt: den Vater als Ursprung, den Sohn als sein Ebenbild, und den Geist der Wahrheit als lebendige Gegenwart und Kraft Gottes .
Der Vater – Ursprung allen Seins
Jesus nennt den Vater den „allein wahren Gott“ (Johannes 17,3). Alles geht von ihm aus:
„so gibt es für uns doch nur einen Gott, den Vater, von dem alle Dinge sind“ (1. Korinther 8,6).
„Rühre mich nicht an! Denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater. Geh aber zu meinen Brüdern und sage ihnen: Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und eurem Gott.“ (Johannes 20,17)
Er ist der Schöpfer, der Ursprung des Sohnes, der Sender des Geistes. Alles, was existiert, geht von ihm aus.
Der Sohn – aus dem Vater hervorgegangen
Jesus ist der einzig geborene Sohn, nicht erschaffen, sondern aus dem Wesen des Vaters hervorgegangen. Gott hat uns ein Beispiel hinterlassen, um die Beziehung zwischen Vater und Sohn zu verstehen. So wie Eva aus Adam hervorkam, so kann man sich auch vorstellen, wie der Sohn aus dem Vater kam – er ist ein Teil vom Vater selbst, mit einer eigenen Persönlichkeit, jedoch vollkommen mit dem Vater eins, da sie denselben Geist teilen. So wie Adam „Mann“ bedeutet, so bedeutet Eva „Männin“. Und so wie der Vater Jehova ist, so ist auch der Sohn Jehova. Sie teilen sich den Namen, aber auch den Titel: Jesus wird deshalb auch „Gott“ genannt.
„Ich bin vom Vater ausgegangen und in die Welt gekommen“ (Johannes 16,28).
„Niemand hat Gott je gesehen; der eingeborene Sohn, der im Schoß des Vaters ist, der hat ihn kundgemacht.“ (Johannes 1,18)
Er spricht und handelt aber nicht unabhängig vom Vater:
„Der Sohn kann nichts von sich selbst tun, sondern nur, was er den Vater tun sieht“ (Johannes 5,19).
„So lange Zeit bin ich bei euch, und du hast mich nicht erkannt, Philippus? Wer mich gesehen hat, der hat den Vater gesehen. Wie kannst du da sagen: Zeige uns den Vater? Glaubst du nicht, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist? Die Worte, die ich zu euch rede, rede ich nicht aus mir selbst; und der Vater, der in mir wohnt, der tut die Werke. Glaubt mir, dass ich im Vater bin und der Vater in mir ist; wenn nicht, so glaubt doch um der Werke willen.“ (Johannes 14,9–11)
Der Geist – die Gegenwart Christi
Jesus sprach vom „Beistand“ (griechisch: Paraklétos), den er senden würde – den Geist der Wahrheit.
Das griechische Wort „Paraklétos“ (παράκλητος, Strong-Nr. G3875) bedeutet wörtlich: „Zur Hilfe Gerufener“ oder „Beistand“. Es kann auch mit Tröster, Helfer, Fürsprecher oder Anwalt übersetzt werden. Im Neuen Testament wird es nur fünfmal verwendet.
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Johannes 14,16: „Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen anderen Beistand (Paraklétos) geben, dass er bei euch bleibt in Ewigkeit.“
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Johannes 14,26: „Der Beistand (Paraklétos) aber, der Heilige Geist, den der Vater senden wird in meinem Namen, der wird euch alles lehren und euch an alles erinnern, was ich euch gesagt habe.“
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Johannes 15,26: „Wenn aber der Beistand (Paraklétos) kommen wird, den ich euch vom Vater senden werde, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, so wird er von mir zeugen.“
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Johannes 16,7: „Doch ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe; denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Beistand (Paraklétos) nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden.“
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1. Johannes 2,1: „Meine Kinder, dies schreibe ich euch, damit ihr nicht sündigt! Und wenn jemand sündigt, so haben wir einen Beistand (Paraklétos) beim Vater: Jesus Christus, den Gerechten.“
Wenn man diese fünf Stellen vergleicht, kann man folgendes erkennen: Der angekündigte Beistand ist nicht eine andere Person neben Christus – es ist Christus selbst im Geist. Seine eigene Gegenwart, fortgesetzt in den Herzen der Gläubigen.
Jesus sagte in Johannes 16,7, dass es gut ist, dass er weggeht, denn wenn er geht, kommt der Beistand. Er musste also zuerst zum Vater, um dann jedem von uns als „Geist in uns“ beizustehen.
„Ich lasse euch nicht als Waisen zurück; ich komme zu euch“ (Johannes 14,18).
Der Geist ist die geistliche Gegenwart Jesu selbst. Paulus schreibt:
„Der Herr aber ist der Geist“ (2. Korinther 3,17). „Christus in euch, die Hoffnung der Herrlichkeit“ (Kolosser 1,27).
Der Heilige Geist ist der Geist des Vaters (Matthäus 10,20) und der Geist des Sohnes (Galater 4,6).
Die Jünger verstanden es zuerst nicht
Da die Jünger nur an eine sichtbare und nicht an eine geistliche Erscheinung dachten, verstanden sie nicht, wie Jesus für die Welt unsichtbar sein konnte und sich ihnen gleichzeitig offenbaren würde. Sie haben erst später gelernt, dass die Gegenwart Christi in ihnen ist – unsichtbar, aber real.
Jesu persönliche Gegenwart wird durch eine geistliche Gegenwart vertreten. So lehrt er uns, erinnert, tröstet, überführt und stärkt uns.
Jesus sagte:
„Frieden lasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch; nicht wie die Welt gibt“ (Johannes 14,27)
„… den Geist der Wahrheit, den die Welt nicht empfangen kann, weil sie ihn nicht sieht noch kennt. Ihr aber kennt ihn, denn er bleibt bei euch und wird in euch sein.“ (Johannes 14,17)
Eine Einheit, kein Dreieck
Die Bibel zeigt uns nicht drei göttliche Wesen, sondern eine ganz andere göttliche Einheit und Ordnung:
Gott, der Vater
→ Jesus, der Sohn (aus dem Vater hervorgegangen)
→ Gottes Gemeinde
→Verbunden durch den Geist der Wahrheit
(Geist des Vaters und des Sohnes)
„Wenn jemand mich liebt … mein Vater wird ihn lieben, und wir werden zu ihm kommen und Wohnung bei ihm machen“ (Johannes 14,23).
Warum spricht Jesus vom Heiligen Geist als dritter Person?
Jesus spricht vom Heiligen Geist in der dritten Person („er“, „ihn“), weil er seinen Jüngern eine neue Art seiner Gegenwart erklären wollte – nicht mehr körperlich sichtbar, sondern geistlich wirksam. Diese Ausdrucksweise hilft, zu begreifen, dass der „Beistand“ nicht einfach ein Gefühl oder eine unpersönliche Kraft ist, sondern jemand, der aktiv lehrt, tröstet, erinnert und führt – so wie er es getan hat, als er in menschlicher Gestalt bei ihnen war.
Gleichzeitig bleibt im Gesamtzusammenhang klar: Der Beistand ist nicht eine andere göttliche Person, sondern die geistliche Gegenwart Jesu selbst. Denn Jesus sagt:
„Ich komme zu euch“ (Johannes 14,18), nachdem er gerade vom „Beistand“ gesprochen hat.
Und Paulus schreibt:
„Der Herr aber ist der Geist“ (2. Korinther 3,17).
Die dritte-Person-Sprache erklärt also nicht eine Trinität, sondern veranschaulicht die persönliche Wirksamkeit des auferstandenen Christus im Geist.
Jesus spricht auch in anderen Situationen über sich selbst in der dritten Person. Einige Beispiele:
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Johannes 17,1–3: „Vater, die Stunde ist gekommen; verherrliche deinen Sohn, damit dein Sohn dich verherrliche … Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen.“
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Matthäus 16,27: „Denn der Sohn des Menschen wird kommen in der Herrlichkeit seines Vaters mit seinen Engeln …“
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Johannes 5,27: „Und er hat ihm Vollmacht gegeben, auch Gericht zu halten, weil er der Sohn des Menschen ist.“
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Markus 8,31: „Und er fing an, sie zu lehren: Der Sohn des Menschen muss viel leiden und verworfen werden …“
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Lukas 9,22: „Der Sohn des Menschen muss vieles erleiden …“
Diese Aussagen zeigen, dass Jesus es gewohnt war, über sich in der dritten Person zu sprechen – besonders wenn es um seine Sendung, seine Herrlichkeit oder sein Leiden ging. Genauso spricht er vom „Beistand“ nicht, um eine fremde Person zu beschreiben, sondern um eine geistliche Form seiner eigenen Person zu erklären.
Fazit
Jesus ist nicht fern. Er ist gegenwärtig – durch seinen Geist. Der Geist der Wahrheit ist nicht jemand anderes. Er ist die lebendige, geistliche Gegenwart Jesu Christi, hervorgegangen vom Vater, wohnend in den Gläubigen. Wer das erkennt, lebt nicht in religiöser Theorie, sondern in echter Gemeinschaft mit Gott.
„Und das ist das ewige Leben, dass sie dich, den allein wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen“ (Johannes 17,3).